Ein paar einführende Worte über Fingerübungen

Wenn man ein Instrument erlernen will, müssen beispielsweise unsere Finger komplexe Bewegungsabläufe vollziehen, zu denen sie von Natur aus nicht befähigt sind. D.h. wir müssen bestimmte Muskeln stärken, Sehnen dehnen und ein hohes Maß ein Koordination erwerben. Das sind alles sehr langwierig Prozesse, die um so mehr Erfolg haben, desto regelmäßiger man die entsprechenden Übungen betreibt. Kein Mensch käme auf die Idee zu glauben mit hin und wieder ein paar Liegestützen würde man nach zwei Wochen aussehen wie Arnold Schwarzenegger. Es gibt aber Leute die glauben, sie könnten bloß weil sie zweimal die Woche den Bass zur Hand nehmen und irgend etwas klimpern bald jeden "Mördergroove" spielen.

Ein hohes Maß an technischen Fähigkeiten, macht es erst möglich, bestimmte Dinge mit dem nötigen Feeling und richtig groovend zu spielen. Alles andere führt schnell zu Verkrampfungen.

Bei Fingerübungen geht es hauptsächlich darum, bestimmte Bewegungsabläufe so lange zu wiederholen, bis sie ins Unterbewusstsein eingedrungen (und damit automatisiert) sind. Ich beispielsweise beginne mein tägliches Übungsprogramm mit einer Viertelstunde Technikübungen. Ich beginne dabei sehr langsam um meine Muskeln und Sehnen an die Bewegung zu gewöhnen und dabei auch gleich aufzuwärmen. Ein Kaltstart kann nämlich böse Folge haben, wie z.B. eine schmerzhafte Sehnenscheidentzündung. Daher ist es nötig sich – wie beim Sport – vor dem eigentlichen "Training" ein paar Minuten aufzuwärmen und Technikübungen sind – wenn sie langsam ausgeführt werden – die idealen "Warm-up"-Übungen.

Erst wenn man sich um technische Probleme keine Gedanken mehr machen muss, kann man Musik machen. Ich hoffe meine Ausführungen tragen dazu bei, dass Du die von mir empfohlenen Fingerübungen konsequent übst. Glaub' mir, es zahlt sich aus.

Achte bei den folgenden Übungen immer auf diese drei Dinge:

 

 

Rechts-Links-Koordination1.gif (18324 Byte)

Es ist auf jeden Fall ratsam die Fingerübungen immer zum Metronom oder Drumtrack zu üben, da dies die Koordination beider Hände schult. Fingeraufsatz (linke Hand) und Anschlagsbewegung (rechte Hand) müssen präzise aufeinander abgestimmt sein. Nebenstehende Grafik soll dies verdeutlichen:

Sowohl das Aufsetzen als auch das Abheben eines Greiffingers muss synchron mit dem Anschlag der rechten Hand erfolgen. Senkt oder hebt sich ein Greiffinger zu früh, wird die schwingende Saite vorzeitig abgestoppt. Beim Üben mit dem Metronom kannst du die Synchronizität beider Hände besser kontrollieren.

Baue diese Übungen in dein tägliches Programm ein. Nehme Dir beispielsweise jeden Tag eine der Übungen vor und spiele sie min. 3 Mal zum Metronom. Beim ersten Mal starte mit einem Tempo von höchstens 60bpm (Warm-up). Beim zweiten Mal kannst Du das Tempo um 10 – 20 beats steigern (je nachdem, wie fit Du bereits bist) und beim dritten Mal steigerst Du nochmals das Tempo. Zur Motivation für solche Technik-Übungen empfiehlt es sich eine Art Übe-Tagebuch zu führen. Hier kannst Du an jedem Tag notieren, in welchem Tempo und wie lange Du die Übung gemacht hast. Da kannst Du deine Fortschritte schwarz auf weiß mitverfolgen.

Die folgenden Fingerübungen bauen auf der chromatischen Tonleiter auf. Wir werden jetzt alle vier Finger der linken Hand benutzen und dabei die sog. "Ein-Finger-Pro-Bund-Methode" einführen. Diese Übungen sollen folgendes bewirken:

 


Das Lagenspiel

Erste Lage.gif (15832 Byte)

 

Achte darauf, dass die Finger so nah wie möglich an den Bundstäbchen sitzen. Die vier Finger der linken Hand können auf diese Weise einen Umfang von vier Bünden erreichen. Eine solche Vier-Finger-Gruppe bezeichnet man als "Lage". Eine Lage umfasst in der Regel 4 Bünde, so dass jeder der vier Greiffinger der linken Hand für einen Bund zuständig ist. Die Position des Zeigefingers gibt dabei der Lage ihren Namen. Befindet sich dieser beispielsweise im I. Bund, so sprechen wir von der I: Lage. Ebenso wie die Bünde werden auch die Lagen mit römischen Ziffern bezeichnet, um sie von der Bezifferung der Greiffinger zu unterscheiden.

Wie du aus folgender Grafik entnehmen kannst liegt in der I. Lage der Zeigefinger (Z) im I. Bund, der Mittelfinger (M) im II. Bund, der Ringfinger (R) im II. Bund und der kleine Finger (k) im IV. Bund.

Das Spiel in Lagen hat den Vorteil, dass Du – vorausgesetzt Du bewegst in der linken Hand nur die Finger während die Hand auf ihrer Position bleibt – nicht mehr auf das Griffbrett schauen musst, um einen bestimmten Ton zu spielen.

So,jetzt kannst Du zu den ersten Fingerübungen übergehen. Hier findest Du chromatische Fingerübungen!

Wenn Du schon etwas Fortgeschritten bist kannst du Dir hier neue Konzepte zum Lagenspiel ansehen.

 


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